Das Innovations-Sofa. Diesmal im Interview: Christine Moder

Foto: Daniel Wolf - Das Innovations-Sofa. Diesmal im Interview: Christine Moder
Innovations-Sofa

Veröffentlicht

15.01.2024

Autor:in

Christoph Hahn

Beim “Innovations-Sofa - der Interview-Reihe mit Innovationsschaffenden aus Sachsen” nimmt heute Christine Moder vom KulturLoge Dresden e. V. auf dem Innovations-Sofa Platz.

Wer bist du?

Ich bin Christine und arbeite seit 2017 ehrenamtlich beim KulturLoge Dresden e.V. Der Verein existiert seit zwölf Jahren und besteht heute aus 5.500 Gästen, vier hauptamtlichen Mitarbeiter:innen, dem ersten Bufdi der Vereinsgeschichte, 30 ehrenamtlichen Vermittler:innen, drei Vorständen und einer Schirmherrin.

Uns unterstützt ein Netzwerk von 70 Veranstaltungspartnern und 53 Sozialpartnern und finanziell getragen werden wir aktuell durch Förderungen der Landeshauptstadt Dresden sowie der Aktion Mensch.

Welches Problem löst ihr?

Wir ermöglichen kulturelle Teilhabe für Menschen mit wenig Geld.

Armut bedeutet sozialen Ausschluss und kann zu Selbstisolation führen. Wir gewinnen unsere Gäste überwiegend über soziale Beratungseinrichtungen. Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen vermitteln die freien Plätze, die wir kostenlos von unseren Kultur- und Sportveranstalter:innen erhalten, an die KulturGäst:innen. Ein Gast erhält dann zwei Tickets.

Wir ermöglichen auch kulturelle Teilhabe für Menschen mit körperlichen, seelischen und geistigen Behinderungen oder Sinnesbeeinträchtigungen und unterstützen sie beim Besuch der Veranstaltungen, zum Beispiel mit begleitenden KulturTandems.

Wie ist die Idee dazu entstanden?

Die Erfahrung von Politiker:innen und Kulturmanager:innen in der Stadt war: Es gibt viele finanziell niederschwellige Angebote und auch viele Hinweise darauf, aber sie werden nicht genutzt.

Die Erfahrung der im Bundesverband Kulturelle Teilhabe organisierten Initiativen zeigte, dass es neben dem Geld andere Hürden gibt, die Folge der Armut sind. Diese überwinden zu helfen war ein Interesse auch der Kultureinrichtungen, weil sie ein bestimmtes Publikum nicht erreichen. Wir sind seit 2012 der Schlüssel dazu.

Was sind eure größten Herausforderungen?

Menschen davon zu überzeugen, ein Angebot anzunehmen, dessen positive Bedeutung für ihr Leben sie bisher nicht gesehen haben. Ehrenamtliche zu gewinnen und professionelle Strukturen in einer überwiegend ehrenamtlich geführten Einrichtung zu gewährleisten.

Wenn wir Erfolg haben, bedeutet das mehr Arbeit, was zu mehr Kosten führt; hierfür müssen die notwendigen Ressourcen erschlossen werden. Für viele der ca. 50 KulturLogen und Initiativen der kulturellen Teilhabe im Bundesgebiet ist ganz aktuell die Finanzierung und Umstellung auf ein neues Vermittlungssystem im Frühjahr 2024 entscheidend.

Was war euer bisher größter Erfolg?

Kurz vor Weihnachten haben wir die 100.000 Eintrittskarte vermittelt.

Unser Erfolg ist die Freude unserer Gäste über die kulturelle und damit gesellschaftliche Teilhabe. Wir sind aber auch stolz auf unser Team, das sich Sorgen und Nöte der Gäste anhört und ihnen beisteht, in den zwölf Jahren so viel Kompetenz und Verlässlichkeit aufgebaut hat, dass wir als zentraler Ansprechpartner in Dresden für die Fragen der kulturellen Teilhabe für Menschen mit wenig Einkommen angesehen werden.

Was wollt ihr noch erreichen und was fehlt euch dafür?

Sachsen braucht noch mehr KulturLogen. In Leipzig arbeitet bereits sehr erfolgreich das Projekt KulturLeben Leipzig & Region.

Wir möchten jeden bestärken, in seiner oder ihrer Stadt mit entsprechend vorhandenen kulturellen Angeboten eine KulturLoge zu gründen! Dabei denken wir nicht nur an Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025.

Weitere Infos zum Projekt www.kulturloge-dresden.de